Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Nürnberg e. V.

Foto: Albrecht Steindorff - Radstreifen-Lücke an der Ziegelsteinstraße

Radwegbau-Etat effektiv nutzen! Große Projekte nicht weiter verschleppen!

Enttäuschender Plan für 2026: Eine einzige neue Baumaßnahme mit Fahrrad-Bezug im Jahr 2026 in Nürnberg an Straßen mit Tempo 50, gerade mal ca. 150 m lang an der Kreuzung Maximilianstraße / Adam-Klein-Straße.

Eine einzige neue Baumaßnahme mit Fahrrad-Bezug im Jahr 2026 in Nürnberg an Straßen mit Tempo 50 (und höher), gerade mal ca. 150 m lang an der Kreuzung Maximilianstraße / Adam-Klein-Str.. Aber weiterhin z.B. kein Lückenschluss an der Ziegelsteinstraße, kein Endausbau an der Hainstraße: Das lässt der Entwurf für den Mittelfristigen Investitionsplan (MIP) der Stadt Nürnberg befürchten

Seit 2023 steht bei der Stadt Nürnberg eigentlich jedes Jahr ein Radwegebauetat von 10 Mio € zur Verfügung. Bis es soweit war, waren auch viele Gespräche und viel Arbeit des ADFC nötig. Leider gelingt es aber der Stadt noch immer nicht, dieses Geld vollständig und zeitnah zugunsten von uns Radfahrenden einzusetzen (wir berichteten schon darüber z.B. hier und hier). Auch der Entwurf für den Haushaltsplan 2026 bzw. den sog. „MIP (Mittelfristigen Investitionsplan) 2026 bis 2029“ macht wenig Hoffnung, dass es besser wird. 

Bremser im bürokratischen Verfahren

Leider ist es nicht zulässig, von den 10 Mio € aus dem „Radwegebauetat“ einen größeren Betrag direkt in die Schließung einer größeren Radweg-Lücke o.ä. zu stecken. Sobald eine Maßnahme mehr als 750.000 € kosten soll, muss sie nach den von der Stadt selbst geschaffenen Regeln erst das Bau-Investitions-Controlling (sog. BIC-Prozess) durchlaufen und dann in den MIP aufgenommen werden. Dafür wird dann der entsprechende Betrag von der Bauschale auf die Einzelmaßnahme umgebucht; soweit so bürokratisch, auch so wird der Ausbau des Radverkehrsnetzes verzögert.

Was steht für 2026 im Entwurf?

Doch welche Maßnahmen haben es nun überhaupt in den MIP-Entwurf für 2026 bis 2029 geschafft und sollen auch im Jahr 2026 Geld bekommen?

  • Strauchstraße / Harsdörffer Platz: Umbau zur Fahrradstraße (339 Tsd. € städtische Mittel)
  • Spohrstraße: Umbau zur Fahrradstraße und Beseitigung des vorhandenen Radwegs (200 Tsd. € städtische Mittel)
  • Kreuzung Maximilianstraße/Adam-Klein-Straße (320 Tsd. € städtische Mittel)

Das war es auch schon. 

Dem „Interaktiven Haushaltsplanentwurf“ der Stadtkämmerei ist ganz hinten (S. 470) zu entnehmen, dass SÖR bzw. das Referat des 3. Bürgermeisters vorgeschlagen hatten, auch den Umbau der Amberger Straße und der Forsthofstraße zur Fahrradstraßen und die Verlängerung des Radstreifens in der Willstraße bis zur Fürther Straße in den MIP aufzunehmen, was die Stadtkämmerei nicht getan hat. Genauso erging es übrigens dem Umbau des Plärrers (siehe unser Bericht im RAD-Heft 2025/26 auf Seite 27 bzw. hier). Will man hier warten, bis die ersten Flächen wegen Einsturzgefahr gesperrt werden müssen?

Der Lückenschluss in der Ziegelsteinstraße, der schon 2021 einmal im Bauprogramm stand, oder der endgültige Ausbau auf der Ostseite der Hainstraße nach Abschluss der Neubebauung des ehemaligen Auto-Kraus-Geländes wurden offensichtlich von SÖR bzw. dem 3. Bgm. noch nicht einmal vorgeschlagen. 

Dazu kommt die Pauschale für den „Bau von öffentlichen Radwegen“ (wobei „Radwege“ auch Radstreifen, Schutzstreifen, Kreuzungsumbau usw. umfasst) in Höhe von 6,54 Mio €. Zusammen mit den Mitteln im „SÖR-Wirtschaftsplan“ für Abstellanlagen, Rotfärbungen u. ä. soll das die oben erwähnten 10 Mio € ergeben.

Außerdem gibt es noch Mittel, die schon in diesem Jahr (2025) bereitstanden, aber erst verspätet abfließen sollen, für den Radweg an der Oelser Straße, den 1. Bauabschnitt der „Radschnellverbindung Nürnberg – Erlangen“ in der Nordstadt und für die Senefelder Straße (Ausbau zur Fahrradstraße und Beseitigung des vorhandenen Radwegs). 

Etatansatz wird nicht komplett genutzt

Wir dürfen aber leider nicht erwarten, dass die10 Mio € für 2026 und die Restmittel aus früheren Jahren im nächsten Jahr wirklich komplett dem Radverkehr zugutekommen. So wurden z.B. von den 10 Mio € für 2023 nur gut 1 Mio € im genannten Jahr ausgegeben, 2024 nur gut 300.000 €, ohne dass die Stadtverwaltung gegengesteuert hätte, um eine beschleunigte Nutzung der Mittel zu erreichen. Außerdem werden bei vielen Maßnahmen Umbauten, die nicht dem Radverkehr dienen, gleich aus dem „Radwegebauetat“ mitfinanziert, z.B. im gerade fertig gestellten Westabschnitt der Sperberstraße auch neue Parkplätze, Baumstandorte und Bäume, sodass mindestens 980.000 € für nur 500 m  € nötig wurden. Wie hoch die Restmittel aus 2023 bis 2025 genau sind und wie sie genutzt werden sollen, wissen wir (der ADFC Nürnberg) z.Zt. nicht. 

Für größere Lückenschlüsse wird nicht einmal geplant

Umso erstaunlicher und ärgerlicher ist es, dass für größere Lückenschlüsse im Radverkehrsnetz noch nicht einmal Pläne erstellt werden mit der Begründung, solche Maßnahmen seien „derzeit nicht finanzierbar“. Das passiert sogar dann, wenn an den Straßen ohnehin gebaut wird wie zuletzt in der Beuthener Straße (siehe Meldung hier). Ohne Planentwürfe sind aber seriöse Kostenschätzungen gar nicht möglich, also auch keine seriösen Aussagen, dass Maßnahmen „derzeit nicht finanzierbar“ seien. Einmal mehr stellt sich die Frage, ob die Stadtverwaltung, insbesondere SÖR überhaupt jemals versucht hatte, das Ziel aus dem Mobilitätsbeschluss von 2021 ernst zu nehmen, die fehlenden Radwege an Hauptverkehrsstraßen bis 2033 zu schaffen.

Ob eine verantwortungsbewusste Stadtratsmehrheit an dieser traurigen Entwicklung noch Korrekturen vornimmt, klärt sich erst in den Haushaltsberatungen, offiziell in der öffentlichen Sitzung am 20.11.25, tatsächlich schon vorher hinter verschlossenen Türen.

Albrecht Steindorff

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