
Zukünftige Trasse der Radroute in Gebersdorf (Foto Albrecht Steindorff)
16.01.2025: Eine Verkehrsausschuss-Sitzung mit ganz viel Fahrrad
Sieben Mal ging es in der ersten Sitzung des Verkehrsausschusses des Nürnberger Stadtrates in diesem Jahr um ausdrückliche Fahrrad-Themen.
Die erste Sitzung des Verkehrsausschusses des Nürnberger Stadtrates in diesem Jahr am 16. Januar 2025 war mit über drei Stunden Dauer und 34 behandelten Tagesordnungs-Punkten nicht nur rekordverdächtig lang, sie hatte auch wieder einen deutlichen Schwerpunkt bei Thema Fahrrad: Sieben Mal ging es um ausdrückliche Fahrrad-Themen, vier weitere Punkte haben große Bedeutung auch für den Radverkehr. Nicht alle Punkte machen uns allerdings glücklich.
Am erfreulichsten war wohl Beschluss zur Radschnellverbindung von der kommenden U-Bahn-Station Gebersdorf über die Trasse der früheren Bibertbahn bis zur Abzweigung der Felsenstraßen von der Gebersdorfer Straße Richtung Stein. Die Trasse ist weitgehend autofrei (ehemaliger Bahndamm), am südwestlichen Ende geht es dann durch die zukünftige Fahrradstraße Am Birnbaum und etwas eng durch den Rad-Gehweg am Biergarten von La Cultura; unter der Bahnbrücke über die Gebersdorfer Straße gibt es einen Zweirichtungs-Radweg mit 2,50 m Breite. Das ist nun keine Traumlösung, aber ein guter Kompromiss.
Die Fahrrad-Straße im Rennweg wird durch die Straße Am Messehaus bis zur Ringstraße (B4R) verlängert, nicht ganz unumstritten, da hier heute nicht einfach Autoverkehr, sondern verkehrsberuhigter Bereich ist.
An 2 Stellen werdenRadwege durch Fahrradstraße ersetzt, genauer gesagt „unechte Fahrradstraßen“, weil der Kfz-Verkehr wie in fast allen Nürnberger Fahrradstraßen zugelassen wird:
Einmal ging es um die Gostenhofer Hauptstraße zwischen Plärrer und Gartenstraße. Hier entfällt der viel gehasste Radweg zwischen Ladenauslagen und Außengastronomie mit vielen Fußgänger:innen auf dem Radweg. Die bisherigen Kfz-Spuren werden Fahrradstraße mit Kfz-frei, es gibt markierte Parkplätze für den Lieferverkehr. Wie schön es sich hier radeln lassen wird, wird sicher davon abhängen, wieweit illegales Kfz-Parken in der zweiten und dritten Reihe unterbunden werden kann. Die Gostenhofer Hauptstr. Zwischen Gartenstraße und Petra-Kelly-Platz wird unechte Fahrradstraße nach dem in Nürnberg üblichen Standard, leider noch mit ein paar Senkrechtparkplätzen, obwohl es sich um eine Radschnellverbindung handelt.
Zum zweiten wird der Radweg entlang der Wilhelm-Späth-Straße zwischen Harssdörfer Platz und Schwanhardstraße beseitigt und durch eine Fahrradstraße ersetzt. Im Norden soll später einmal eine Fahrradstraße über Harssdörfer Platz und Strauchstraße anschließen.
Weniger erfreulich verliefen die Beratungen zur Allersberger Straße zwischen Jean-Paul-Platz und Wodanstraße und zur Ecke Äußere Bayreuther Straße / Leipziger Platz, siehe dazu die ausführlicheren eigenen Meldungen.
Auch das beschlossene Radwegbau- und Planungsprogramm ist reichlich enttäuschend. Das Bauprogramm ist ganz weit von den Zielen entfernt, die im Mobilitätsbeschluss von 2021 einmal formuliert worden waren. Z. B. fehlt selbst die Schließung der Radstreifen-Lücke in der Ziegelsteinstraße, die 2021 schon mal im Programm stand. Vor allem aber musste der Bau- und Planungsreferent mitteilen „was gebaut wird, ist eine ganz andere Sache“. Der eigentliche Radwegbau (und Bau von Fahrradstraßen) ist nämlich Sache von SÖR, der das vom Verkehrsausschuss beschlossene Radwegbauprogramm wohl nur als eine Art unverbindliche Vorschlagsliste ansieht. Dieses Verfahren muss sicherlich um Runden Tisch Radverkehr einmal diskutiert werden. Auf jeden Fall können wir uns 2025 nicht auf viel Neues freuen.
Bei der Verkehrszählung im Juli 2024 war ein doch deutlicher Rückgang des Radverkehrs an den Zählstellen auf den Pegnitzbrücken zu verzeichnen (19.438 gegenüber 22.585 in 2023); der Radverkehrsanteil am gesamten Verkehr sank damit von 12,2% auf 10,6%. Eine wirkliche Erklärung gibt es noch nicht, es wurde wieder einmal deutlich, dass Nürnberg deutlich mehr Zahlen zum Radverkehr erheben muss, um Radverkehr angemessen und zielgenau fördern zu können. Auch die Frage eines Stadtrates, ob der Rückgang vielleicht mit den vielen Baustellen zusammenhängt, ist weiter zu untersuchen.