Bild der Abschlussdemo Radentscheid Nürnberg

Abschlussdemo Radentscheid Nürnberg © Ludwig Eble

3 Jahre Mobilitätsbeschluss - 26.000 Unterschriften haben gewirkt

Am Samstag, 27. Januar 2024, jährt sich der Nürnberger Mobilitätsbeschluss zum dritten Mal. In dem Stadtratsbeschluss wurden größtenteils die Forderungen für ein sicheres Miteinander im Straßenverkehr der Initiative Radentscheid Nürnberg verankert.

Das Ziel ist ein durchgängiges und komfortables Radwegenetz mit sicheren Ausbaustandards. Ein zentraler Punkt des Mobilitätsbeschluss ist ein Radvorrangroutennetz mit etwa 135 Kilometer Länge, das bis 2030 durchgängig umgesetzt werden soll. Davon sollen jährlich etwa 15 Kilometer hergestellt werden.

Der ADFC Nürnberg begrüßt es, dass auch in Zeiten eines Sparhaushalts für die kommenden Jahre bis 2027 rund zehn Millionen Euro jährlich vorgesehen sind. Auch im letzten Jahr hat der Stadtrat für viele Maßnahmen fertige Planungen beschlossen. 2023 wurden allerdings wesentlich weniger Baumaßnahmen abschließend fertiggestellt als in den Vorjahren. „Doch es tut sich was in Nürnbergs Fahrradinfrastruktur“, stellt Markus Stipp, Vorsitzender des ADFC Nürnberg und Umgebung fest. „Mit der Humboldtstraße haben wir eine total gut angenommene Fahrradstraße und der Radweg entlang der Pillenreuther Straße ist legendär. Auch die Radschnellverbindungen nehmen Fahrt auf. Wir freuen uns jetzt schon darauf, im Sommer 2025 gemeinsam mit der Verwaltung, dem Stadtrat und allen Bürger:innen die dann fertiggestellte erste Route von Schweinau bis Laufamholz zu feiern.“

Ein weiterer Punkt im Mobilitätsbeschluss ist der geplante „Altstadtring für Radler“. „Gut gefallen hat uns letztes Jahr der baustellenbedingte reale Versuch am Altstadtring,“ so Stipp.“Bei abschnittsweisen Sperrungen - zwischen Haller- und Tiergärtner Tor und am Künstlerhaus - floss der Verkehr einfach weiter. Der im Mobilitätsbeschluss festgehaltene „Altstadtring für Radler“ kann also auch durch die Umwidmung von Fahrspuren umgesetzt werden.“

Der ADFC Nürnberg steht im engen Austausch mit Radfahrenden in Nürnberg und hat Rückmeldungen von vielen unter ihnen beim ADFC-Fahrradklimatest und explizit zum dritten Jahr des Mobilitätsbeschlusses erhalten. Nürnbergs Stadtfläche ist groß und so kommen die bis jetzt umgesetzten Verbesserungen längst nicht bei allen Radfahrer:innen auf ihren täglichen Fahrradstrecken an. Kritikpunkte sind auch noch immer abrupt endende und fehlende Radwege sowie ungenügende oder gar fehlende Umleitungen an Baustellen, die zu Verunsicherungen und mithin zu großen Risiken für Radler:innen führen. Im Mobilitätsbeschluss wurden Maßnahmen beschlossen für mehr Sicherheit für Radfahrende an Baustellen.

Das subjektive Sicherheitsgefühl entscheidet bei vielen Menschen egal welchen Alters darüber, ob sie ihre Wege mit dem Rad zurücklegen. Wesentlich für das Sicherheitsgefühl von Radfahrenden ist ausreichend Abstand zu fahrenden wie auch zu parkenden Autos. Gerade bei der Ausgestaltung von Fahrradstraßen, in denen Radfahrende Vorrang haben, sieht der ADFC Nürnberg noch Verbesserungsbedarf. Im Einvernehmen mit dem Bundesverkehrsministerium schlägt der ADFC Nürnberg den Laura-Test vor, das heißt so zu planen, dass die fiktive elfjährige Laura sicher Radfahren kann. Da in Nürnberg Autofahrende die Fahrradstraßen mitnutzen und dort sogar ihre Autos parken können, braucht es eine breite, gut erkennbare Fahrgasse. Notwendig ist ein hinreichender Abstand zu den geparkten Autos, um Dooring-Unfälle zu vermeiden. Engstellen sollten so geplant werden, dass Radfahrer:innen nicht ausgebremst oder gar in den entgegenkommenden Autoverkehr gelenkt werden. „Auch unter den Radfahrenden nimmt die Vielfalt zu. Wir brauchen verschiedene Radfahrwege, von schnell über zügig bis gemütlich. Wir brauchen Platz für alle, damit auch die Kinder sicher mit dem Rad unterwegs sein können“, fast Markus Stipp zusammen.

Durch den Einsatz von mehr automatischen Radzählstellen gibt es valide Daten, wie stark eine Radstrecke genutzt wird. Wie im Mobilitätsbeschluss festgehalten, richtete die Stadtverwaltung 2023 zehn weitere feste Zählstellen für den Radverkehr an wichtigen Verkehrsknoten ein. Die aufgezeichneten Daten der jetzt zwölf Dauerzählstellen für den Nürnberger Radverkehr stehen allen Interessierten im Internet unter data.eco-counter.com/ParcPublic/?id=4876 zur Verfügung. Schon jetzt haben Vorher-Nachher-Vergleiche der Stadtverwaltung gezeigt, dass auf der Humboldtstraße mehr als doppelt so viele Radfahrer:innen wie vor dem Umbau unterwegs sind.

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https://nuernberg.adfc.de/artikel/3-jahre-mobilitaetsbeschluss-26000-unterschriften-haben-gewirkt-1

Häufige Fragen von Alltagsradler:innen

  • Was macht der ADFC?

    Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e.V. (ADFC) ist mit bundesweit mehr als 200.000 Mitgliedern, die größte Interessenvertretung der Radler:innen in Deutschland und weltweit. Politisch engagiert sich der ADFC auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene für die konsequente Förderung des Radverkehrs. Er berät in allen Fragen rund ums Fahrrad: Recht, Technik, Tourismus.

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  • Was bringt mir eine ADFC-Mitgliedschaft?

    Radfahren muss sicherer und komfortabler werden. Wir nehmen dafür – auch Dank deiner Mitgliedschaft – nicht nur Einfluß auf Bundestagsabgeordnete, sondern setzen uns auf Landes- und Kommunalebene für die Interessen von Radfahrenden ein. Für dich hat die ADFC-Mitgliedskarte aber nicht nur den Vorteil, dass wir uns für einen sicheren und komfortablen Radverkehr einsetzen: Du kannst egal, wo du mit deinem Fahrrad unterwegs bist, deutschlandweit auf die ADFC-Pannenhilfe zählen. Außerdem erhältst du mit unserem zweimonatlich erscheinenden ADFC-Magazin Information rund um alles, was dich als Radler:in politisch, technisch und im Alltag bewegt. Zählen können ADFC-Mitglieder außerdem auf besonders vorteilhafte Sonderkonditionen, die wir mit Mietrad- und Carsharing-Anbietern sowie Versicherern und Ökostrom-Anbietern ausgehandelt haben. Bist du noch kein Mitglied?

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  • Was muss ich beachten, um mein Fahrrad verkehrssicher zu machen?

    Wie ein Fahrrad verkehrstauglich auszustatten ist, legt die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) fest. Vorgesehen sind darin zwei voneinander unabhängige Bremsen, die einen sicheren Halt ermöglichen. Für Aufmerksamkeit sorgen Radfahrende mit einer helltönenden Klingel, während zwei rutschfeste und festverschraubte Pedale nicht nur für den richtigen Antrieb sorgen. Je zwei nach vorn und hinten wirkende, gelbe Rückstrahler an den Pedalen stellen nämlich darüber hinaus sicher, dass du auch bei eintretender Dämmerung gut gesehen werden kannst. Ein rotes Rücklicht erhöht zusätzlich die Sichtbarkeit nach hinten und ein weißer Frontscheinwerfer trägt dazu bei, dass Radfahrende die vor sich liegende Strecke gut erkennen. Reflektoren oder wahlweise Reflektorstreifen an den Speichen sind ebenfalls vorgeschrieben. Hinzu kommen ein weißer Reflektor vorne und ein roter Großrückstrahler hinten, die laut StVZO zwingend vorgeschrieben sind.

  • Worauf sollte ich als Radler:in achten?

    Menschen, die Rad fahren oder zu Fuß gehen, gehören zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Du hast keine Knautschzone – deshalb ist es umso wichtiger, sich umsichtig im Straßenverkehr zu verhalten. Dazu gehört es, selbstbewusst als Radler:in im Straßenverkehr aufzutreten, aber gleichzeitig defensiv zu agieren, stets vorausschauend zu fahren und mit Fehlern von anderen Verkehrsteilnehmer:innen zu rechnen. Passe deine Fahrweise der entsprechenden Situation an und verhalte dich vorhersehbar, in dem du beispielsweise dein Abbiegen durch Handzeichen ankündigen. Halte Abstand von Lkw, Lieferwagen und Kommunalfahrzeugen. Aus bestimmten Winkeln können Fahrer:innen nicht erkennen, ob sich seitlich neben dem Lkw Radfahrende befinden. Das kann bei Abbiegemanövern zu schrecklichen Unfällen führen. Beachte immer die für alle Verkehrsteilnehmer:innen gültigen Regeln – und sei nicht als Geisterfahrer:in auf Straßen und Radwegen unterwegs.

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