
Lorschstr.: Hier bleibt die Fläche zum Radeln erhalten (Foto: J. Wastrack)
Bewegungs- und Spielfläche in der Lorschstraße bleibt erhalten
Wir brauchen glatte Flächen – auch abseits der Straßen!
Der Ismail-Yasar-Platz bzw. die Lorschstraße in Gleißhammer soll zu einer Art Park umgestaltet werden – das hört sich doch gut an. Aber ...
Aber gegen die konkreten Pläne gab es Widerstand, dem sich auch der ADFC angeschlossen hatte, warum?
Bis jetzt gibt es hier eine ca. 5,50 m breite Durchfahrt zwischen Scharrerstr. und Bestelmeyerstr. mit Plattenbelag (siehe Bild); nicht nur Radlerinnen und Radler nutzen sie als autofreie Abkürzung, sondern auch spielende Kinder fahren mit ihren Rädern oder Inlinern hier herum. Bei einer Breite von 5,50 m lässt sich das auch ohne nennenswerte Konflikte miteinander vereinbaren.
Diese Fläche sollte jetzt aber auf 3,50 m mit Bänken an der Seite verschmälert werden. Die gleichzeitige Nutzung als Spielfläche und Durchfahrt für den Radverkehr wäre damit ziemlich unmöglich geworden. Dank intensiver Bemühungen einer Aktiven aus dem Stadtteil, denen sich auch der ADFC angeschlossen hatte, konnte dies wohl im letzten Moment verhindert werden. Im Vorfeld waren die Planungen nicht mit dem ADFC diskutiert worden; der Plan war im Detail auch nicht öffentlich verfügbar.
Wir brauchen allgemein glatte Flächen – auch abseits der Straßen!
Dass Straßenflächen einigermaßen glatt, in der Regel asphaltiert sein sollen, ist in Nürnberg weitgehend unstrittig. Für uns Radlerinnen und Radler sind aber auch glatte, z.B. asphaltierte Flächen abseits der von Autos genutzten Straßen wichtig – nicht nur in der Lorschstraße. Wo sonst sollen z.B. Kinder radfahren lernen? Das ist in Tempo 30 Zonen und selbst in Fahrradstraßen nicht möglich. Auch für Kinder unter acht Jahren, die schon radeln können, sind gut zu befahrende Strecken abseits von Straßen wichtig, weil sie noch gar nicht auf der Fahrbahn radeln dürfen. Genauso wissen viele Erwachsene die autofreien, aber glatten – meist asphaltierten oder mit Platten belegten – Strecken zu schätzen. Die Ergebnisse der Verkehrszählungen zeigen immer wieder, wie mit dem Rad abgestimmt wird: Hohe Zahlen z.B. entlang der Pegnitz, des Marienbergparks, des Volksparks Dutzendteich usw.
Eigentlich müsste in Nürnberg also das Netz straßenferner, aber trotzdem glatter Radstrecken weiter ausgebaut werden. Stattdessen bestehen seit einigen Jahren starke Tendenzen, die vorhandenen Strecken einzuengen, manchmal sogar rückzubauen und stattdessen Schotterflächen oder Wege mit Sanddecken zu schaffen. Auf den engen Strecken mit glatter Oberfläche ballen sich Spielbetrieb, Radverkehr u.v.a.m. Das ginge wesentlich entspannter, wenn etwas mehr Platz da wäre.
Ähnliche Konflikte wie beim Ismail-Yasar-Platz gab es z. B. schon beim Umbau des Helmut-Herold-Platzes in Gibitzenhof oder des Heinickeplatzes in Muggenhof. 2021 schaffte es sogar ein Vorschlag in die Anlagen einer Stadtratsvorlage, Wege an der Wöhrder Wiese zu verschmälern. Was in Gleißhammer fast passiert wäre, bleibt uns also als Thema in Nürnberg voraussichtlich erhalten.
Ein Problem ist dabei, dass in Nürnberg Schotterflächen und Flächen mit Sandbelag pauschal bereits als „entsiegelt“ gewertet werden, während asphaltierte Flächen und Flächen mit Plattenbelag natürlich als versiegelt gelten. Ganz so einfach sind die Verhältnisse in Wirklichkeit nicht. Schon 2009 kam z.B. eine Untersuchung im Auftrag des Umweltministeriums in Mecklenburg-Vorpommern zu Wegen mit festem Belag zu dem Ergebnis, sie seien „ein Siegel ohne versiegelnde Wirkung“. Zwar ging es hier „nur“ um die Auswirkungen auf das Grundwasser, aber das Ergebnis regt immerhin zum Nachdenken an.
Zu beachten ist sicherlich, dass sich asphaltierte Flächen und Flächen mit Platten schneller aufheizen als Schotter und Sand (die aber auch heiß werden können, wie wir aus der Wüste wissen), aber dies kann evtl. durch Farbwahl u. ä. beschränkt werden.
Nicht vergessen werden darf, dass in Nürnberg viele Versuche bisher misslungen sind, Wege und Flächen mit Sandbelag dauerhaft in einem Zustand zu erhalten, dass sie gut mit dem Rad zu befahren, z.B. auch um radfahren zu lernen. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich der Weg an der Hallerwiese.