Fahrradklimatest 2022: „Leider noch keine nennenswerte Verbesserung“
Das Fahrrad hat viel Potential für eine klimagerechte und menschenfreundliche Verkehrsstrategie in Nürnberg. Deshalb müssen die Maßnahmen aus dem Mobilitätsbeschluss und der Radverkehrsstrategie „Nürnberg steigt auf 2030“ dringend umgesetzt werden.
65% der Teilnehmer:innen am Fahrradklimatest 2022 stimmen der Aussage zu, dass das Stadtzentrum Nürnberg mit dem Fahrrad gut erreichbar ist (davon 14% "sehr gut" und 29% "gut"). Das ist eine gute Botschaft aus dem Fahrradklimatest: Das Fahrrad hat das Potential, einen bedeutenden Beitrag zu einer klimagerechten und menschenfreundlichen Verkehrsstrategie in Nürnberg zu leisten.
Hinter den Bewertungen im Fahrradklimatest steht die persönliche Erfahrung der vielen Radfahrer:innen, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Bei ein und demselben Thema machen manche von ihnen überwiegend positive Erfahrungen und bewerten entsprechend positiv, andere machen häufiger negative Erfahrungen und bewerten entsprechend negativ.
Die Feststellung aus dem ersten Satz ist entsprechend zu ergänzen: 35% der Teilnehmer:innen am Fahrradklimatest stimmen der Aussage, dass das Stadtzentrum Nürnberg mit dem Fahrrad gut erreichbar ist, nicht zu (davon sagen 5% "sehr schlecht erreichbar" und 12% "schlecht erreichbar").
Das ist kein Widerspruch, denn die Wege der einzelnen Radfahrer:innen und ihre Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich. Manche fahren im Berufs- und Schülerverkehr, andere eher in ruhigen Zeiten, manche sind mit Kindern unterwegs, andere legen lange Strecken mit flottem Tempo zurück. Manche suchen sich längere und ruhigere Strecken für angenehmeres, aber langsames Radfahren, andere brauchen möglichst direkte und zügig befahrbare Verbindungen. Und auch die tatsächlichen Bedingungen sind in den einzelnen Stadtteilen sehr unterschiedlich; teilweise gibt es Verkehrsbarrieren, die weiträumige Umwege erfordern, und an vielen Stellen fehlen Radwege an Hauptverkehrsstraßen.
Diese vielfältige Differenzierung kommt in den Ergebnissen zum Ausdruck und man muss sie wahrnehmen. Sie weist auf die unterschiedlichen Handlungsbedarfe hin. Die Ergebnisse im Detail sind den beigefügten Materialien zu entnehmen.
Welche Erfahrungen der Radfahrer:innen hinter den Notenbewertungen stehen, wird in den vielen Freitextanmerkungen deutlich, die ergänzend abgegeben wurden. Mit den Materialien stellen wir eine Auswertung dieser Freitexte bereit, die Prof. Dr. Wüstendörfer für den ADFC erstellt hat. Durch diese Auswertung wird bei den verschiedenen Themen ganz praktisch und lebensnah deutlich, mit welche Belastungen und Widrigkeiten viele Radfahrer:innen in ihrem Alltag konfrontiert sind.
Viele Teilnehmer:innen anerkennen, dass den politischen Beschlüssen nach und durch Maßnahmen an einzelnen Orten eine Verbesserung der Radverkehrsmöglichkeiten angestrebt wird. Aber in der Summe hat dies noch nicht zu grundlegend besseren Alltagserfahrungen im Straßenverkehr geführt hat. Insoweit bleibt für Nürnberg die Feststellung des Fahrradklimatests 2022: "Leider noch keine nennenswerte Verbesserung".
Der Fahrradklimatest 2022 zeigt: Dringend bedarf es einer Beschleunigung der Umsetzung der Maßnahmen aus dem Mobilitätsbeschluss und der Radverkehrsstrategie „Nürnberg steigt auf 2030“.. Nur so kann es zu einer Trendwende kommen, durch die möglichst viele Radfahrer:innen im Alltag seltener schlechte und häufiger gute Erfahrungen machen. Dann wird es irgendwann auch mit den Noten und Positionierungen im Fahrradklimatest aufwärts gehen.