Eine Studie in fünf Großstädten an je vier Kreuzungen im Auftrag des ADAC hat festgestellt, dass rund 8,5 % der zu Fuß Gehenden und 8 % der Radfahrenden rote Ampeln missachten. Bei den Kfz-Fahrenden waren es 1,6 %. „Je länger eine Rotphase anhält oder je geringer das Verkehrsaufkommen ist, umso eher wird eine rote Ampel ignoriert,“ meint Roman Suthold, ADAC Nordrhein.

 In den Städten wurden und werden Ampelphasen vielfach dem Autoverkehr untergeordnet. Die Kfz sollen nicht zu lange im Leerlauf warten, gerne wird die „grüne Welle“ gefordert. Radfahrende und zu Fuß Gehende dürfen dann die Restzeit nutzen; und die kann sehr kurz sein. 

Ein Beispiel aus Nürnberg: An dem Radfahrer- und Fußgängerüberweg zwischen dem Nürnberger Bahnhof und dem Handwerkerhof sah es an einem Vormittag so aus: 10 s Grün und 65 s Rot für Radfahrende und zu Fuß Gehende. Der Kfz-Verkehr sah dagegen 22 s rot und 49 s grün. Kfz hatten somit fünfmal so lange Grün, wie andere Verkehrsteilnehmer. 

Auch wenn Rot immer und ohne Ausnahme „Warten“ bedeutet, könnten Radfahrende (und zu Fuß Gehende) eher geneigt sein, Rot zu missachten. Eine defekte Ampel darf aber erst nach rund fünf Minuten angenommen werden. 

Wartezeit an der Ampel 

Der ADFC Nürnberg hat die Zeiten an der Ampel nicht nur mit einer Stoppuhr festgehalten, sondern auch in Filmen, die anschließend am Computer bequem ausgewertet wurden. Die Filme wurden so aufgenommen, dass sowohl die Kfz-Ampel als auch die Rad- und Fußgängerampel sichtbar sind. 

An einem Mittwochmorgen kurz nach 10:30 Uhr ergab sich eine Umlaufzeit von 1:15 min. Die Umlaufzeit ist die Zeit vom Beginn einer Grünphase bis zum Beginn der nächsten Grünphase an derselben Ampel. Radfahrende und zu Fuß Gehende hatten in einem Umlauf 10 s Grün und 65 s Rot, der Kfz-Verkehr hatte 49 s Grün, 3 s Gelb, 1 s Gelbrot und 22 s Rot. 

An einem Dienstagmorgen kurz vor 10 Uhr entstand ein weiterer Film, der nur die Rot- und Grünphasen der Radfahrer- und Fußgängerampel aufzeigt: Auch hier gab es eine Umlaufzeit von 1:15 min. Die Ampel zeigte jeweils 11 s Grün und 64 s Rot. Lange Wartezeiten für den nicht motorisierten Verkehr. 

Vom Hauptbahnhof zum Handwerkerhof 

Wie lange dauert es für Radfahrende oder zu Fuß Gehende, bis sie die gesamte Straße vor dem Hauptbahnhof überqueren? Diese Zeiten wurden von Hand gestoppt; der Aufwand, Filme von allen Ampeln synchron aufzunehmen, wäre sehr hoch. Aber bei den Zeiten, die an einem Donnerstagmorgen gegen 9 Uhr aufgenommen wurden, kommt es nicht auf Zehntelsekunden an. 

Kamen Radfahrende an der Ampel auf der Seite des Hauptbahnhofs an, als es gerade Rot wurde, mussten sie 1:29 min warten, bis sie auf die große Verkehrsinsel fahren durften. An der Ampel auf der Seite des Handwerkerhofes kamen sie dann bei Rot an. 2:35 min waren dann insgesamt vergangen, bis auch hier die Ampel grün leuchtete. Radfahrende waren nach rund 2:40 min auf der anderen Seite angelangt. Zu Fuß Gehende benötigten praktisch nicht länger. 

Die kürzeste Zeit für die Querung ergibt sich, wenn Radfahrende in der letzten Sekunde der Grünphase an der Ampel am Hauptbahnhof ankommen. Dann dauert es von der einen bis zur anderen Seite 1:01 min.

 Vom Handwerkerhof zum Hauptbahnhof sieht es besser, aber nicht viel besser aus: Kommt jemand an, wenn die Radfahrer- und Fußgängerampel gerade auf Rot springt, dauert die gesamte Querung 2:01 min. Kommen Radfahrende dort in der letzten Sekunde grün an, können sie es in 32 s auf die Seite des Hauptbahnhofs schaffen. Zu Fuß Gehende müssen sich dann schon sputen. 

Im Mittel darf wohl mit knapp 2 min Richtung Handwerkerhof und deutlich mehr als 1 min Richtung Hauptbahnhof gerechnet werden. Das sind Geschwindigkeiten von 1,2  km/h und 2 km/h – damit wird es schon schwer, einer Stechmücke zu entkommen, die 1,5 km/h bis 2,5 km/h schafft.