Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Nürnberg e. V.

Einmündung Martinstraße in Klingenhofstraße: Hier bleibt „Vorfahrt achten“ auf angeblicher „Radvorrangroute“ (Foto: Albrecht Steindorff)

April-Verkehrsausschuss: eine gute und zwei schlechte Nachrichten

130 m Radstreifen in der Sulzbacher Str. werden verbreitert, aber die angebliche Radvorrangroute 4 behält in Klingenhof „Vorfahrt achten“ und in der Höfener Straße passiert gar nichts

Der Verkehrsausschuss des Nürnberger Stadtrates beschäftigt sich eigentlich in jeder Sitzung auch mit dem Radverkehr, so sehr, dass einige Stadträte schon klagten, sie seien wohl nur noch in einem „Radverkehrsausschuss“, nicht im Verkehrsausschuss. Aber längst nicht immer bedeutet das auch gute Entscheidungen für den Radverkehr.

Sulzbacher Straße: Breiterer Radstreifen

Das 130 m lange Radstreifenstück auf der Nordseite der Sulzbacher Straße (also Fahrtrichtung stadteinwärts) westlich der Rudolphstraße wird von 1,25 m auf 2 m bis 2,35 m verbreitert, zugleich werden alle Schrägparkplätze umgewandelt, die Zahl der Kfz-Parkplätze sinkt von 40 auf 23. Das Ganze erfolgt im Rahmen einer Baumaßnahme, von der auch Tram und Autoverkehr profitieren. Der Umbau soll im Sommer erfolgen, wenn die Durchfahrt zum Rathenauplatz ohnehin unmöglich ist, weil die neuen Straßenbahnschienen für die Kurve von der Sulzbacher Straße in die Bayreuther Straße verlegt werden. Die Maßnahme kostet allerdings über 500.000 €, von denen ein erheblicher Teil aus dem Radverkehrshaushalt kommen soll.

Höfener Straße: Nichts für den Radverkehr

Ganz im Westen, in der Höfener Straße soll ein Unfallschwerpunkt an der Kreuzung mit der Schieräckerstraße bzw. der Waldstraße entschärft werden: der Autoverkehr bekommt eine neue Linksabbiegespur, der Fußverkehr eine neue Querungsinsel, soweit so gut. Für den Radverkehr in der Höfenerstraße soll dagegen nichts getan werden, obwohl es nur 100 m von dieser Kreuzung entfernt im September 2022 einen tödlichen Fahrrad-Unfall gab. Durch die Fahrbahnbreiten im Bereich der neuen Verkehrsinsel wird auch der nachträgliche Bau von Radverkehrsanlagen in diesem Bereich nahezu unmöglich gemacht. Dabei ist nach nahezu allen Regeln gerade in dieser Straße (Tempo 50, 5 polizeilich erfasste Unfälle mit Radbeteiligung in den Jahren 2016 bis 2023) die Schaffung von Radverkehrsanlagen geboten. Das Ziel eines flächendecken, lückenlosen Radverkehrsnetzes für Nürnberg scheint völlig aus dem Blick geraten zu sein. Im Verkehrsausschuss gab es zu diesem Thema noch nicht einmal eine Wortmeldung, traurig.

Radvorrangroute 4: kein Vorrang an der Klingenhofstr.

Die Stadt konzentriert sich z. Zt. sehr auf Planungen für den Ausbau der sogenannten Radvorrang-Routen; wichtige Anliegen abseits dieser Strecken werden deshalb regelmäßig zurückgestellt. Aktuell wird u.a. die Route 4 von Thon nach Erlenstegen vorangetrieben, die heute schon als Radroute beschildert ist. Die Martinstraße und die Abzweigung von der Klingenhofstraße bis zur Kieslingstraße sollen Fahrradstraßen werden. An der Kreuzung mit der eigentlichen Klingenhofstraße soll aber mit dem „Vorrang“ Schluss sein, es bleibt bei „Vorfahrt achten“ für die Radroute mit der erstaunlichen Begründung, dass es auf der Klingenhofstraße relativ viel LKW-Verkehr gibt; als ob der LKW-Verkehr nie Vorfahrt achten hätte bzw. haben dürfte. Es wird lediglich auf der Südostseite eine kurzes, nicht benutzungspflichtiges Radwegstück entlang der Klingenhofstraße geschaffen, das eine Kreuzung von der oder in die Martinstraße auf kurzer Strecke ermöglichen wird, wenn der Verkehr in der Klingenhofstraße die notwendige Lücke lässt. Die Machbarkeitsstudie für die Radvorrangrouten von 2022 hatte hier noch den „Neubau einer LSA zur optimierten Führung des Radverkehrs“ vorgesehen, also eine Ampel, für die Radfahrende Grün über Detektoren anfordern könnten. Die jetzt beschlossene Lösung mit „Vorfahrt achten“ soll immerhin über 100.000 € aus dem Radverkehrshaushalt kosten!

200 m von der Kreuzung mit der Klingenhofstr. entfernt kreuzt die Route die Gräfenbergbahn, die durch Umlaufsperren abgeschirmt ist. Mit Fahrrad-Anhänger oder Lastenrad kommt niemand durch diese Umlaufsperren durch. Ob und wie hier einmal eine Unterführung geschaffen werden könnte, wurde in der Vorlage für den Verkehrsausschuss mit keinem Wort behandelt. Eine tatsächliche „Radvorrangroute“ für alle wird hier also in absehbare Zeit nicht entstehen.

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