Radstreifen in Mittellage am Leipziger Platz? Geht es nicht besser?
Die Ecke Äußere Bayreuther Straße / Kieslingstraße am Leipziger Platz ist leider ein Unfallschwerpunkt für Radfahrende.
Nun soll die Kreuzung anlässlich der Sanierung der Ampelanlage umgebaut werden. Aber was schlägt das Verkehrsplanungsamt vor?
Die Ecke Äußere Bayreuther Straße / Kieslingstraße am Leipziger Platz ist leider ein Unfallschwerpunkt für Radfahrende. Autofahrende, die nach rechts in die Kieslingstraße abbiegen wollen, schauen zu wenig in den Rückspiegel und sind dann überrascht, wenn rechts von ihnen ein Rad auftaucht, das sie passieren lassen müssten. Oder die Autofahrenden fahren schon mal in die Radspur, die sie kreuzen wollen, weil sie sich nur auf den dahinter liegenden Fußgängerüberweg konzentrieren. Manche Autofahrende wissen auch nicht, dass für die Radfahrenden die gleiche Ampel wie für sie gilt (weil sie rechts vom Radweg steht) und fahren los, sobald die Fußgängerampel auf rot gesprungen ist, was naturgemäß etliche Sekunden vor der Ampel für alle auf Rädern der Fall ist.
Nun soll die Kreuzung anlässlich der Sanierung der Ampelanlage umgebaut werden. Aber was schlägt das Verkehrsplanungsamt vor? Wieder nur einen Radstreifen in Mittellage , also einen Radstreifen, auf dem Radfahrende zwischen den geradeaus fahrenden und den rechtsabbiegenden Autos radeln oder warten. Viele haben da schon ein mulmiges Gefühl, auch wenn die freie Gasse für den Radverkehr (einschließlich der weißen Linien) wie in diesem Fall insgesamt 2,60 m breit ist.
Solche Radstreifen verhindern nach aller Erfahrung zwar Unfälle unmittelbar beim Rechtsabbiegen der Kfz, trotzdem bergen sie Risiken, wie u.a. zwei tödliche Unfälle auf Radstreifen in Mittellage in Leipzig und München im letzten Jahr zeigten. Die Unfälle ereignen sich dann in größerem Abstand von der Kreuzung in dem Bereich, in dem die Kfz den Radstreifen kreuzen, die nach rechts abbiegen wollen.
Die bessere Alternative ist nach Ansicht des ADFC Nürnberg eine Kreuzung nach niederländischem Vorbild: der Radweg wird ein Stück weit nach rechts in die Kieslingstraße bis zum Fußgängerüberweg verschwenkt, erst dort kreuzen Radfahrende dann die Kieslingstraße und bekommen dafür eine eigene Fahrradampel. An der Stelle, wo der Radweg heute auf die Straße mündet wird eine kleine Schutzinsel angelegt, die die Kfz zwingt ein Stückchen weiter vor zu fahren und erst dort abzubiegen und nicht ein bisschen schräg abzuschneiden. Diese Lösung hat den Vorteil, dass die Radfahrenden ihren von der Straße getrennten Bordsteinradweg behalten und eine eigene Ampel bekommen. Im Mobilitätsbeschluss von 2021 ist darum auf Initiative des Radentscheids auch festgehalten, dass vor einem Umbau von Kreuzungen solchen Lösungen geprüft werden müssen. Manchmal reicht dafür der Platz nicht, aber am Leipziger Platz ist er vorhanden!
Und die Lösung hätte den großen Vorteil, dass auch auf der Ostseite der Äußeren Bayreuther Straße weiterhin ein Zweirichtungsradweg zur Verfügung stünde. Dieser wurde vor gut 30 Jahren aus guten Gründen geplant, u. a. weil die ursprünglich geplante Radunterführung zwischen Elbinger Straße und Bessemer Straße (ungefähr dort, wo heute extra „Radfahren verboten“ Schilder hängen) beim U-Bahn-Bau eingespart wurde. Und es würde weiterhin möglich bleiben, vor der Kreuzung direkt vom Radweg auf die Westseite und Richtung Merianstraße abzubiegen. Bei einer einstündigen Verkehrsbeobachtung am 06.11.24 nutzte ein Drittel der beobachteten Radfahrenden diese Verbindungen, die bei einem Radstreifen in Mittellage wegfallen würden.
Bereits 2018 hatte das Verkehrsplanungsamt einen Plan vorgelegt, bei dem der Radverkehr ein Stück weit in die Kieslingstraße verschwenkt worden wäre. Allerdings wäre der Radverkehr dann über eine gemeinsame Furt mit dem Fußverkehr geführt worden, was für die Radfahrenden deutlich längere Rot-Zeiten bedeutet hätte, weshalb der Plan noch vor der Verkehrsausschuss-Sitzung zurückgezogen wurde. Aus diesem Plan lassen sich die Platzverhältnisse aber ganz gut abschätzen. Dieser Plan ist die Grundlage für die Skizze, die zeigt, dass eine bessere Lösung als der Radstreifen in Mittellage hier machbar ist. Die Radfahrenden müssten dabei zwar einen kleinen Verschwenk nach rechts fahren, viele müssten auch ihre Geschwindigkeit dafür etwas senken, aber der Gewinn an Sicherheit und an gutem Gefühl wäre erheblich.
Der ADFC Nürnberg wird die Mitglieder des Verkehrsausschusses in einem Schreiben bitten, sich für eine solche Lösung einzusetzen.